Auf den folgenden Seiten findet ihr einige Gedanken, die mich gerade in letzter Zeit sehr beschäftigen..
Die Armut in Deutschland, die wir nicht erst seit gestern haben, ist gerade jetzt, nicht zuletzt durch den Krieg Russland – Ukraine, deutlich sichtbar. War das Straßenbild noch vor 20 Jahren sehr von Obdachlosen Menschen geprägt, so wurde es inzwischen überrollt von Asylsuchenden und Flüchtlingen, denen wir überall in unserer Gesellschaft begegnen.
Was mich sehr verwundert und schokiert sind meine Mitmenschen. Diese so genannte Mittelschicht bekommt inzwischen Existenzängste, die sich in einer Form präsentiert, die kaum auszuhalten ist. Der Verlust des eigenen Wohlstandes lässt doch sehr viele Menschen kaltherzig werden.
Was ich aber noch viel schlimmer empfinde, sind die Mitmenschen, denen unsere Gesellschaft seit Jahren Unterstützung zukommen lässt, jetzt auch in Form von dem neu erschafften Wort „Grundsicherung“.
Diese Menschen rufe ich auf; seid nicht neidisch, das andere auch Unterstützung und Hilfe in ihrem Leben erhalten, wie ihr auch, sondern schaut dahin, wo die Not am größten ist und versucht diesen Menschen HALT und HILFE zu geben. Glaubt nicht, wenn ihr anderen hilfebedürftigen mit Protest etwas wegnehmt, dass ihr dadurch automatisch mehr bekommt.
Meine Beweggründe zu dieser Lektüre sind schnell und einfach erklärt. Durch eigene Lebenserfahrung und Kontakt zu hilfsbedürftigen Menschen, wollte ich unbedingt in meinem Umfeld Änderungen herbei führen. Im Jahre 2015 startete ich einen öffentlichen Aufruf, um Mitstreiter zu finden. Es wurde angedacht einen Verein zu gründen, der sich den sozialen Grundgedanken auf die Fahne schreiben sollte. Im Vordergrund standen tatsächlich erst einmal Obdachlose Menschen. In meinen Augen brauchen diese Menschen besondere und vor allem schnelle Hilfe. Das wurde ganz schnell wieder zu den Akten gelegt, die Hindernisse auf diesem Weg erschienen für mich allein unüberwindlich und auf meinen Aufruf bekam ich keine positiven Reaktionen. Viel schlimmer, der eigene Freundeskreis sparte nicht mit Häme oder Ratschlägen die mich fast erschaudern ließen. „Willst du dir das tatsächlich antun?“ “Was hast du davon?“ “Sei froh, das es dir gut geht“ “Meide diese Kreise, genieß lieber dein Leben“
Der nächste Gedanke kam dann 2021 in mir auf. Paule, wenn’s doch so schwer ist, dann schau dich doch mal um. Eventuell gibt es ja schon Streiter an vorderster Front und du kannst sie unterstützen.
Ich bin dann auf eine Gruppe gestoßen, die ich heute noch bewundere. Unter dem Dach der Caritas fand ich einzigartige Menschen, die genau das ausleben, was ich immer gesucht habe. Diese Menschen arbeiten alle ehrenamtlich und nennen das Projekt ALLES. UND SUPPE Für mich war ab da erst einmal ALLES. IN BUTTER.
Die weiteren Zeilen sollen interessierte Menschen sensibilisieren und animieren für hilfsbedürftige Menschen immer und überall einzustehen. Mit lieben Gruß Euer Paule U.
Eine ganz normale Nacht im Leben eines obdachlosen
* Kapitel 1*
Winter 2022/2023
Es ist tatsächlich schon Dezember, kurz vor Weihnachten. Oder ist es schon nach Weihnachten? Was spielt das für eine Rolle, jeder Tag, auch die Nacht, ist gleich….außer, ja außer heute Minus 12°, gestern Minus 17°.
Wie immer habe ich schlecht geschlafen. Das hat verschiedene Gründe auf die ich in den folgenden Kapiteln näher eingehe.
Letzte Nacht habe ich einen sauguten Schlafplatz ergattern können. Mitten in der Innenstadt, in dem Eingangsbereich eines Schuhgeschäfts, in der Nähe eines Abluftrohres bot sich ein Luxusplatz. Ihr wisst schon, nicht dieser Platz vor dem knisternden Kamin, mit warmen Pantoffeln und einem Glas Wein in der Hand. Es war eher der Platz an dem wärmenden Rohr, das die Luft und auch mich etwas erwärmte. Jetzt war es für mich sogar von Vorteil, dass ich mein gesamtes Hab und Gut den ganzen Tag mit mir herum schleppe. Aus diesem Grunde konnte ich sogleich auf mein ganzes Mobiliar zurückgreifen und meinen Schlafplatz mit Teppich….ähhh…. ich meine natürlich Pappe auskleiden. Es reichte leider nur für den Boden, aber ich sage euch, so macht man aus Minus 17° prompt Minus 15°
Ich schlüpfe in meine beiden Schlafsäcke, lege meine Schuhe unter den Kopf und………..kann erst mal nicht einschlafen. Mich friert! Nun denn, ich nehme noch einen gehörigen Schluck von meinem Vodka, damit etwas Wärme im Körper ist. Loite, ich bin kein Alkoholiker, ich möchte doch nur auch von innen gewärmt werden. Das hat doch gestern schon ganz gut funktioniert. Vorgestern auch. Eigentlich schon den ganzen Winter. Oder bin ich doch Alkoholiker, weil ich jeden Tag Wärme haben möchte? Der eine sagt so, der andere sagt so! Mir doch scheißegal, ich brauche Wärme und etwas Schlaf und zwar schnell. Die Nächte in der Innenstadt sind nämlich kurz, verdammt kurz, mit langen Unterbrechungen.
Gehen wir mal davon aus, dass ich diese Nacht überlebt habe. Außer Kälte sind da noch viele andere Gefahren, davon später mehr!
Überlebt und aus dem Schlaf geschreckt. Ferne Geräusche sind zu hören. Ach schau, dadurch wurde ich heute aus dem Schlaf gerissen. Die Straßenreinigung rollt an.
Schnell aus den zwei „etwas“ wärmenden Schlafsäcken raus und…………….ich bin sofort wieder vollkommen ausgeliefert den Minus 21°. Ja leider ist die Temperatur noch weiter gesunken.
Mein Blick schweift umher. Wo zum Geier ist das Badezimmer? Ich muß doch erst einmal meine Notdurft verrichten, vielleicht sogar waschen. Zähne putzen fällt schon lange flach, die letzten Jahre haben einfach Tribut verlangt. Schnell um eine dunkle Ecke geflitzt, um dort….na ja, etwas zu machen und dann nichts wie zurück, um mein Eigentum in Sicherheit zu bringen.
Ich pralle fast mit dem Mann von der Straßenreinigung zusammen! Was macht der dort mit meinem Schlafsack und meinen anderen wenigen Habseligkeiten. Beim nähern anschauen kann ich ihn „erkennen“. Den habe ich gestern auf einer Demo in der Innenstadt gesehen. Ich weiß noch, wie er die Polizei aufgefordert hat, sich an dieser Demo zu beteiligen und sich gegen den Auftrag der Staatsmacht aufzulehnen. Also der Polizeimann sollte nicht seinen Job ausführen, für den er bezahlt wird. Ich freue mich darüber, dass ich auf genau diesen Menschen treffe, dieser Mensch wird mich verstehen, ich spreche ihn also an.
Guter Mann, bitte lassen sie doch meine Sachen dort liegen. Es ist alles was ich habe und ich benötige es dringend um die kommende Nacht zu überleben. Er erklärte mir, das sein Arbeitgeber ihm den Auftrag gegeben hat, Müll, Unrat und dergleichen von der Strasse zu entfernen, damit in der Stadt ein sauberes und ordentliches Umfeld geschaffen wird und er dafür bezahlt wird in diesem Sinne zu handeln.
Auf meinen Einwand hin, das es sich da nicht um Müll handelt, sondern um mein gesamtes „Inventar“, bekam ich folgende Antwort: Ich werde dafür bezahlt, dem Wunsch meines Arbeitgebers Folge zu leisten, dafür bin ich eingestellt.
Können sie denn nicht einfach so tun, als hätten sie nichts gesehen und alles liegen lassen? Nein, das würde ihm als Arbeitsverweigerung ausgelegt und er riskiert damit seine Arbeitsstelle.
Ich denke, hmmm, das war doch jetzt genau dieser Mensch, der gestern auf der Demo das gleiche von den Einsatzkräften, nein nicht gewünscht, sondern verlangt hat.
!!!!!!!!!! Ring....Riiiiiinnnggg..... uuuups, mein Wecker springt an,watt ein böser Traum. Ich steige aus meinem warmen Bett und schlüpfe in meine Puschen. Erst mal um die Ecke. Blödsin, ich bin noch ganz durcheinander, ich habe doch ein Badezimmer. Man Junge denke ich, GOTTSEIDANK, es war nur ein Traum, frieren tut ein anderer, du doch nicht.....aber was wäre wenn? Ich fröstel.........
Hilfsbedürftigkeit ist beschämend Obdachlosigkeit ist beschämend Abhängigkeit ist beschämend
Arm sein in Deutschland ist inzwischen völlig normal geworden. Es sind ja nicht nur die Obdachlosen, Suchtkranken oder anderweitig abgehängten Menschen. Ja, natürlich wird das von der Bevölkerung wahrgenommen, aber meißtens nur mit der Randbemerkung „ach schau, da ist wieder einer“. Abends in der wohlgewärmten Stube, bei einem guten Essen und einen Glas Wein sind diese Gedanken jedoch in Lichtjahre lange Entfernungen gerückt. Man lehnt sich zurück, schnalzt mit der Zunge und lässt sein eigenes Leben Revue passieren. Was bin ich doch für ein toller Mensch, ich habe es tatsächlich zu etwas gebracht….Mein Haus, mein Boot, mein Pferd…… Ja, das ist toll ----- was daran ist eigentlich so toll? Ich sag nur – GLÜCK GEHABT Millionen Menschen fallen zunehmends durch das Raster. Bürgergeld wurde erhöht, Energiepauschalen sollen gezahlt werden, kommen allerdings nur zögernd bei den Menschen an. Menschen die vielleicht 20,- Euro über dem Bürgergeld liegen, durch Arbeit die schlecht bezahlt wird, sind ebenfalls von Armut betroffen. Darauf möchte ich gar nicht näher eingehen, jeder halbwegs normale Mensch weiß dass hier das Brot eher „hart“ ist.
Hallelujah, da gibt es ja Organisationen, die helfen. Tafel, Caritas, Rote Kreuz, Malteser usw. usw. Da kann ich mich ja zurück lehnen. Hilfe ist in Sicht! LOITE, werdet wach……morgen früh könntet ihr erwachen und feststellen, nichts ist mehr so wie gestern. Ja, dann könnt ihr der Regierung vorwerfen, die haben alles falsch gemacht, die haben mich abstürzen lassen usw. usw. Das ändert jedoch nichts daran, dass ihr hilfsbedürftig geworden seid. Wohnung weg, soziale Umfeld weg, keine Arbeit – die Welt stürzt ein- !!!
OKAY, HALLO es ist Deutschland! Erst mal zum Rathaus, Hilfen beantragen. Das ist zwar beschämend, aber was soll ich machen? Ich habe ja auch noch Kinder aus meiner „wohlgenährten“ Vergangenheit, weiterhin habe ich auch noch 2 Hunde, langfristige Verträge die mich knebeln und und und. Hier muss ich zum ersten mal „mein Gesicht“ zeigen. Ein Gefühl von schämen kommt in mir hoch, aber was solls, steht mir ja zu. Schließlich habe ich in meiner „guten Zeit“ auch meine Stadt bereichert, da darf ich dann auch etwas erwarten. Die Antworten waren allerdings eher niederschmeternd. Notunterkunft für einige Tage ca. 5 KM vom Stadtzentrum entfernt. Das heißt also mindestens 5 KM von dem Punkt entfernt, wo ich an warmes Essen oder auch nur an ein Getränk komme. Die Füße tun weh und die Sohle der Schuhe wird immer dünner,,,,,
Die Stadt in der ich lebe, möchte es mir nicht zu bequem machen, damit ich meine missliche Situation schnell ändere und mich nicht an Hilfsangebote gewöhne. Schade dass die Stadt es gar nicht bemerkt hat, dass ich eigentlich gar nicht so leben möchte. Gleichzeitig erhalte ich aber auch einen Berechtigungsschein, um mich mit Lebensmitteln bei der „Tafel“ einzudecken. Wenigstens das läuft……. verhungern werde ich also nicht. Bei der Essensaugabe muss ich allerdings feststellen, dass ich an 379. Stelle bin. Jetzt muss ich schon 379 Menschen mein Gesicht zeigen. Das ist okay, die haben das gleiche Problem. Was ist eigentlich mit den Menschen, die da grade herumlaufen und mit dem Finger auf die Warteschlange zeigen? Aus der Menge kommt auch schon mal der Zuruf; Hey Holger, was machste denn da?# Echt zynisch…….. und auch hier wieder Gesicht gezeigt.
Loite , schitt egal ich bin endlich an der Reihe. Was dann Folge war dann doch ernüchternd. Ihnen stehen bei 4 Personen für die ganze Woche zu: 1,5 Brote 30 Scheiben Brotbelag in Form von Marmelade, Wurst, Käse oder ähnliches, natürlich auch etwas Obst und Milchprodukte
Ich hoffte, das dass Brot nicht nur aus 28 Scheiben besteht, sonst müsste ich ja von dem Brotbelag auch noch 2 Scheiben entsorgen……sorry Satire. Keine Angst Loite, so schlimm kam es nicht….. ES KAM NOCH SCHLIMMER !!!! Die Welle der Hilfsbedürftigen hat uns überrannt, leider können wir ihnen heute nur ein halbes Brot und etwas Margarine geben. Darüber hinaus noch 2 Äpfel und 2 Bananen……
Interessiert?............. in nächster Zeit kommen einige Zeilen, schau doch mal wieder rein......vielleicht meldest du dich sogar auf meiner Seite ein????
Ich unterbreche meine Lektüre für eine Nachricht an meine Freunde von ALLES. UND SUPPE Unsere Aktion vom heutigen Sonntag, 02.07.2023 betreffend Hitzehilfe
Das Wetter war einfach unpassend für eine „Hitzeaktion“, die Uhrzeit (wie wir erfahren mussten) auch Trotzdem war es wichtig um einige Erkenntnisse zu gewinnen. Darüber sprechen und etwas planen, ist eben doch eine andere Hausnummer, als da zu stehen und sich zu fragen, wie gehe ich es an.
Welche Probleme sehe ich:
Vorherrschend , aber das dürfte die Zukunft ja zeigen, ist der Bedarf überhaupt vorhanden? Lüdenscheid ist nicht Hamburg, ich glaube WIRKLICHE Obdachlose haben wir hier 5 oder 6. Keine Frage, auch die benötigen Unterstützung.
1 Wie erkenne ich einen Hilfsbedürftigen? Die in das AJZ kommen, klar, die kenne ich. Andere Hilfsbedürftige sind inzwischen kaum noch zu erkennen.
2 Wie spreche ich Menschen (Hilfsbedürftige) an, vor allem diese denen die Hilfsbedürftigkeit nicht anzusehen ist? Ich kann sie nicht ansprechen, da ich sie nicht erkenne, diese sprechen wiederum mich nicht an, da sie nicht wissen, dass ich ihnen etwas anbieten kann.
3 Woher wissen Hilfsbedürftige (die uns noch nicht kennen) was wir von ALLES. UND SUPPE gerade dort tun, oder tun möchten? Nur ein Schild das wir von ALLES. UND SUPPE sind sagt ja erst einmal nichts aus.
Es gibt wahrscheinlich noch 5000 andere Fragen und Probleme, die aber erst gelöst werden können, wenn die ersten 3 Probleme „beseitigt“ sind.
Lösungen, die ich mir vorstellen könnte: Zu 1 Ich muss den gar nicht erkennen!!! Er muss mit einem Blick feststellen, hier bekomme ich, was ich suche. Das bedeutet, aussagekräftige Information in Form von Flyern oder Plakaten, die ich am „Stand“ befestige oder anderweitig publiziere. Somit wäre auch die Frage von Punkt 2 und 3 überflüssig.
Weiterhin habe ich festgestellt, dass es nicht jedermanns Sache ist mit einem „Bollerwagen“ durch die Stadt zu ziehen. Auch das kann ich gut nachvollziehen, das ist okay.
Ich favorisiere folgende Idee:
Werbung, Werbung, Werbung…….. von mir aus auch in der Tageszeitung und was sich noch anbietet. Aus der Vergangenheit ist mir bekannt, dass es bei der Stadt Lüdenscheid einen Schaukasten gab, um z.B. Personen mit unbekanntem Aufenthalt über amtliche Benachrichtigungen zu erreichen. Menschen die, wie sagt man, auf Platte sind, waren dort immer vorzufinden um zu lesen. Genau dort muss so ein Flyer/Plakat zu finden sein.
Natürlich können wir nicht ganz Lüdenscheid mit Trinkwasser versorgen, aber sobald auf so einem Plakat das Wort kostenlos zu finden ist, locken wir auch Menschen an, die sich auf Kosten der wirklich Hilfsbedürftigen bereichern wollen, an. Das möchte ich eigentlich vermeiden. In einer möglichen Werbung sollte dezent darauf hingewiesen werden, auch könnte man auf eine mögliche Spendenbox an unserem Stand hinweisen
Weitere Erkenntnisse werden wir am nächsten Sonntag sammeln und ich denke auch auswerten.
In den frostigen Gassen der Stadt, wo die bunten Lichter der Weihnachtszeit in einem wundersamen Glanz erstrahlen, verbirgt sich eine Geschichte, die tief in die Herzen der Menschen eindringt. Eine Geschichte, so schaurig schön wie der silberne Glanz des Winterschnees, und dennoch von einer Schönheit, die nicht in der Pracht der festlichen Dekorationen liegt. In dieser magischen, aber auch gnadenlos kalten Zeit des Jahres, wo die Menschen sich in ihren warmen Häusern versammeln, umgeben von Liebe und Überfluss, sind da jene, die den bitteren Böen trotzen.
Die Obdachlosen der Stadt, vergessen von der Welt, kämpfen gegen die Kälte, den Hunger und die Einsamkeit. Unter den funkelnden Sternen des Winterhimmels finden sie oft nur einen rauen Asphalt und einen Pappkarton als Unterschlupf. Doch in dieser scheinbar herzlosen Umgebung, inmitten des eisigen Windes, gibt es eine zarte Wärme, die sich wie eine geheimnisvolle Melodie ausbreitet. Hier, zwischen den Wellen des Lärms und den Neonlichtern, versuchen diese heimatlosen Seelen, das Beste aus ihrer bescheidenen Situation zu machen. Sie teilen Geschichten in der Dunkelheit und lachen über die kalte Realität. Ihre Freundschaft ist ein kostbares Geschenk, das keine materiellen Reichtümer ersetzen können.
Vielleicht, so heißt es, wird in diesen verschneiten Gassen an Weihnachten die wahre Bedeutung des Festes am deutlichsten. Wenn Menschen zusammenkommen, um einander zu helfen, umarmen sie die Kälte und die Dunkelheit, und sie spüren den wahren Zauber von Liebe und Mitgefühl. In dieser schaurig schönen Weihnachtszeit, die die Herzen berührt und Hoffnung inmitten der Kälte spendet, wird deutlich, dass der Geist von Weihnachten nicht nur in den funkelnden Geschenken und festlichen Liedern liegt, sondern auch in der Liebe, die wir füreinander empfinden, unabhängig von unseren Umständen.
Und doch werden jedes Jahr Menschen nicht gesehen, niemand reagiert in der Kälte, wenn sie auf der Erde liegen, niemand spricht sie an, rüttelt und schüttelt sie - viele gehen weiter und was vielleicht gerade mit dem Menschen passiert, dass schreiben wir dir hier - ausführlich - so daß auch du vielleicht in dem kommenden Winter nicht einfach vorbei gehst, an den Menschen, die vor dir liegen und frieren....
EXITUS 37 Grad Die Körperinnentemperatur beträgt normalerweise etwa 37 Grad, das ist die Kerntemperatur unseres Körpers. Ein leichtes Absinken nach außen ist in Ordnung, aber innerlich benötigt unser Körper diese Temperatur, damit unsere Organe und unser Stoffwechsel optimal funktionieren können. Wenn der Körper jedoch abkühlt, beginnt ein innerer Kampf, um diese wichtigen 37 Grad Kerntemperatur aufrechtzuerhalten. Schafft es der Körper nicht, beispielsweise durch beschleunigten Stoffwechsel und Fettverbrennung, die Temperatur zu halten, ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Der Körper versucht, unnötigen Wärmeverlust zu verhindern. In diesem Moment beginnen unerträgliche Schmerzen, da den Zellen das Blut fehlt, sie werden brüchig und schließlich zerstört.
Die Finger, Zehen, Nase und Ohren sind die ersten, die betroffen sind. Mit weiterem Absinken der Körpertemperatur sind lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge und Gehirn an der Reihe. All diese inneren Prozesse funktionieren dann nur noch eingeschränkt.
35 Grad Ab 35 Grad spricht man von Unterkühlung. Der Körper mobilisiert fieberhaft alle Kräfte, um Wärme zu erzeugen. Der Stoffwechsel wird beschleunigt, und am ganzen Körper beginnt das Zittern. Die Muskeln arbeiten intensiv.
32 Grad Ab diesem Punkt hört das Zittern allmählich auf, da die Energiereserven erschöpft sind. Die Arme und Beine werden taub, die Schmerzen lassen nach, und die Kommunikation des Gehirns mit den Nervenenden wird unterbrochen. Du kannst dich kaum noch bewegen, das Sprechen wird unmöglich, das Denken immer schwerer. Die Gedanken wirbeln wie ein Schneesturm in deinem Kopf. Du verlierst allmählich die Kontrolle über deine Erinnerungen, Vorsätze und Wünsche. Der Körper schaltet in den absoluten Überlebensmodus, doch auch dieser Notfallplan ist begrenzt.
29,5 Grad Dein Großhirn funktioniert nicht mehr, du verlierst das Bewusstsein. Dein Körper wird starr, und du schwebst zwischen Leben und Tod. Dein Herz schlägt nur noch selten, anstatt der normalen sechzig Schläge pro Minute. Der Puls ist kaum noch messbar, und das Blut fließt nur spärlich. Ohne Hilfe wirst du sterben - Exitus.
Stell dir vor, du liegst dort, und die Menschen gehen einfach an dir vorbei. Viele Menschen wenden sich oft von solchen Themen ab, sie möchten so etwas nicht hören. Doch diejenigen, die in den vergangenen Wintern auf den Straßen erfroren sind, würden heute sicherlich noch leben wollen. Leider haben sie diesen schmerzhaften Kampf nicht überlebt, weil niemand hinschauen wollte. Gehör du nicht auch zu denen, die einfach wegschauen!
Jeder einzelne von uns, kann helfen solch ein schreckliches Schicksal, wenn auch nicht zu verändern, aber dann doch zu lindern.......
Unter tausend Kleiderschichten begraben, saß er vor dem Kaufhaus. Seine schmutzige Hand umklammerte einen Pappbecher und hin und wieder klapperte eine Münze hinein, die ihm ein eiliger Passant im Vorbeihasten hinwarf. Sein Gesicht war von Furchen durchzogen, Spuren eines Lebens, in dem es tiefe Täler gegeben hatte. Dreckig waren Kleider, Haare und Haut und wer ihm zu nahe kam, wurde von seinem Geruch schnell wieder auf Abstand gehalten. Doch allzu viele waren es nicht, die nahe genug an ihn heran traten um den Gestank wahrzunehmen.
Es war ein kalter Dezemberabend und die Menschen hasteten auf der Suche nach Konsum und Geschenken – was im Grunde auch das Gleiche war – durch die Geschäfte der Einkaufspassage, vor der er kauerte. Ihm war kalt und auch seine Kleiderschichten konnte die klirrende Dezemberkälte nicht davon abhalten ihm tief in die Knochen zu dringen. Wenn die Menschen ihn wahrnahmen sahen sie einen Bettler, einen Penner, Obdachlosen oder Verwahrlosten auf dem Boden kauern. Einen Schnorrer oder Schmarotzer wurde er gelegentlich auch genannt. Und er selbst hatte keinen besseren Namen für sich. Was er einmal gewesen war, wer er einmal gewesen war, schien unwichtig geworden zu sein.
Wann ihn zum letzten Mal jemand mit seinem Namen angesprochen hatte, konnte er nicht mehr sagen. Was waren schon Namen, dachte er, in einem Moment der Trübsal. Das Leben hatte ihm übel mitgespielt und irgendwann hatte er die Kraft für die großen und kleinen Spielchen verloren und hatte aufgegeben. Langsam, Stück für Stück, war das Leben, das er einst besessen hatte weggebrochen und mit seiner Wohnung, seinen Freunden und seiner Familie war irgendwann auch sein Name und seine Würde verschwunden. Nun war er der Penner, der Alte, der Zottelbart der immer an dieser Stelle saß und bettelte. Vorsichtig pustete er in seine Hände um sie ein wenig aufzuwärmen. Da bemerkte er ein kleines Kind das einige Meter von ihm entfernt stand und ihn anstarrte.
So bewusst hatte ihn schon lange niemand mehr betrachtet und plötzlich schämte er sich für den Anblick den er bieten musste. Nachdenklich legte das Kind den Kopf schief und schien intensiv nachzudenken. Dann zupfte es seine Mutter an der Hand und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Nun starrte auch sie ihn an. Ihr Blick musterte ihn abwertend. Dann ging die geflüsterte Unterhaltung unterbrochen von gelegentlichen Seitenblicken auf ihn weiter. Die Mimik der Frau veränderte sich während des Gespräches und wurde weicher. Schließlich kamen die Beiden Hand in Hand zu ihm. „Weißt du,“ sprach das Kind ihn an. „Ich darf mir heute etwas aussuchen.“ Der Alte nickte und murmelte: „Lass mich raten: du hast bestimmt ganz viele Wünsche.“ Das Kind nickte. „Du auch?“ Nachdenklich sah der Alte das Kind an. Ob er Wünsche hatte? Abends eine Schlafmöglichkeit die halbwegs warm war, genug Geld um nicht zu hungern. An größere Dinge wagte er nicht zu denken. Abwartend sah das Kind ihn an. Um es nicht hinzuhalten, murmelte er: „Ein heißer Kaffee und ein warmer Ort zum Schlafen. Mehr brauche ich nicht.“ Das Kind lächelte ihn an und warf ihm eine Münze in den Becher. Dann folgte es seiner Mutter ins Kaufhaus.
Lange blickte der Alte dem Kind nach. Ohne es zu wissen, hatte es ihm ein Geschenk gemacht. Es hatte ihn wahrgenommen. Unter all dem Dreck hatte es einen Menschen erkannt. Eine Stunde mochte vergangen sein und noch immer dachte der Alte an das Kind. Da tippte ihm plötzlich jemand auf die Schulter. Da stand es wieder, voll beladen mit Einkaufstüten. „Ich habe mir was aussuchen dürfen.“ wiederholte es glücklich lächelnd.
„Dann wünsche ich dir viel Spaß mit deinen Sachen,“ erwiderte der Alte und lächelte dem Kind zu. „Nein, ich wünsche dir viel Spaß mit deinen Sachen.“ Antwortete dieses und legte einen warmen Schlafsack und eine dicke Jacke vor dem Alten ab. „Weißt du, was meine Mama mir immer sagt bevor ich abends schlafen gehe?“ fragte das Kind den staunenden Alten. „Gute Nacht?“ vermutete dieser. „Das auch. Aber sie sagt noch etwas: Versuche jeden Tag die Welt ein Stückchen besser zu machen. Ein Stückchen nur für irgendjemand. Dann ist schon viel getan.“ Verlegen schaute der Alte die Mutter an.
Doch diese nickte. „Ihnen heute ein wenig Wärme zu schenken, war alles, was sich mein Kind heute ausgesucht hat.“ Gerührt schaute der Alte zwischen den Beiden hin und her. Die Mutter beugte sich zu ihm herab und drückte ihm einen Schein in die Hand. „Machen Sie es gut. Und frohe Weihnachten.“ Dann verschwanden die beiden in der Menschenmenge.
Als der Alte abends in seinem neuen Schlafsack lag, legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. „Anton,“ dachte er. „Ich heiße Anton und ich bin ein Mensch.“ Eine kleine Träne rann seine Wange hinab.
Eine Weihnachtsgeschichte von Christine Sinnwell-Backes
Luedenscheid in den 70ern, 80ern bis heute
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04.12.2022 12:41 (zuletzt bearbeitet: 27.10.2023 16:08)
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